Zusätzliche Kosten für drei Nachbarkreise: Altenkirchen will nicht zahlen – Bauliche Mängel am Dach haben Umzug verzögert
Die Alarmierung aller Einsätze in den rechtsrheinischen Landkreisen über die neue Integrierte Rettungsleitstelle in Montabaur verzögert sich weiter. Gestern wurden erstmals von verantwortlicher Seite Gründe für die verspätete Inbetriebnahme genannt.
WESTERWALDKREIS. Unübersehbare Geburtswehen bei der neuen Integrierten Rettungsleitstelle in Montabaur: Auf die drei Nachbarkreise Altenkirchen, Neuwied und Rhein-Lahn kommen zusätzliche Kosten von jeweils 95 000 Euro zu, um die Funkanbindung zu gewährleisten. Nach Informationen unserer Zeitung weigert sich Altenkirchen zu zahlen. Der Nachbarkreis fordert ein neues Konzept. Wie der für die technische Planung verantwortliche Hans-Peter Adolph vom DRK-Landesverband in Mainz auf Anfrage bestätigte, will man bei einem Krisentreffen an diesem Freitag in Montabaur mit den Vertretern der betroffenen Kreise eine Einigung erzielen. Adolph: „Technisch gesehen könnten dann alle Kreise im Sommer angeschlossen sein.“
Alle nicht polizeilich gebundenen Notrufe für alle rechtsreinischen Landkreise sollten bereits seit Jahresbeginn über die für 2,7 Millionen Euro erweiterte Leitstelle auf der Montabaurer Eichwiese laufen. Bisher ist nur der Westerwaldkreis angeschlossen, seit Montag dieser Woche ist hier auch der Notruf 112 zugeschaltet.
„Wir hatten bauliche Schwierigkeiten“, räumte Hubertus Sauer, Geschäftsführer des für den Betrieb der Leitstelle verantwortlichen DRK-Rettungsdienstes Rhein-Lahn-Westerwald, gestern bei einer Pressekonferenz in Montabaur ein. Die Decke im Leitstellenraum sei bereits fertig gewesen, da habe man beim Einbau der Klimaanlage eine zu feuchte Dachschalung entdeckt: „Seit August 2007 läuft ein Beweissicherungsverfahren. Das Gutachten dazu liegt noch nicht vor.“ Sauer nannte diese baulichen Mängel als Grund des um sechs Wochen verzögerten Umzugs: „Rein rechnerisch sind wir seit dem 1. Januar offiziell in Betrieb.“ Der für den Westerwaldkreis zuständige Kreisfeuerwehrinspekteur Heinz Vietze sieht die Gründe für die noch nicht erfolgte Zuschaltung der drei Nachbarkreise beim DRK-Landesverband in Mainz. Dazu der für die technische Planung der Integrierten Rettungsleitstellen verantwortliche Hans-Peter Adolph: „Die vier Landkreise haben sich erst sehr spät über die Baukosten geeinigt. Der Baubeginn musste um ein Jahr verschoben werden.“ Dann hätte die Telekom die Anmietung für die Funkübermittlung um einen Kostenfaktor von 2,5 erhöht, was 10 000 Euro pro Landkreis und Jahr zur Folge gehabt hätte. Bisher habe man mit analoger Technik gearbeitet, die neue digitale Richtfunktechnik für den semi-professionellen Bereich habe erst Ende November zur Verfügung gestanden, so Adolph weiter. Bis Anfang des Jahres sei ausgiebig getestet worden. Adolph: „Die neue Kostenaufstellung für die drei Kreise haben zwei Kreise abgenickt. Ein Kreis verlangt ein neues Konzept.“ Außerdem nennt Adolph Schwierigkeiten mit der Telekom bei der Telefonanbindung – in allen vier Landkreisen gibt es immerhin 57 Vorwahlbereiche.
Noch vor der offiziellen Eröffnung meldet Hubertus Sauer zusätzlichen Bedarf bei den Leitstellendisponenten an: „Derzeit haben wir 20,5 Planstellen. Das wird nicht reichen. Wir brauchen vier zusätzliche Mitarbeiter.“ Der derzeitige Bedarf fuße auf ein Gutachten aus dem Jahr 2004, als die Leitstelle etwa 80 000 Einsätze bearbeitet hatte. 2007 seien es bereits 112 000 Einsätze gewesen.
Kurt Frank
Die Leitstelle Montabaur in Zahlen:
Die Integrierte Rettungsleitstelle ist zuständig für alle nicht polizeilichen gebundenen Hilferufe, etwa bei einem Brand, einem Unfall oder einem akuten medizinischen Notfall. In Zahlen bedeutet dies: Die Leitstelle wird für 650 000 Menschen und eine Fälsche von 3000 Quadratkilometern zuständig sein. In ganz Rheinland Pfalz soll es insgesamt acht dieser Integrierten Rettungsleitstellen geben. Bisher wurden in Trier (seit 2005), Kaiserslautern (2006) und Bad Kreuznach(2007) solche Leitstellen eingerichtet. In Montabaur musste ein Geschoss aufgestockt werden, der Leitstellenraum ist 210 Quadratmeter groß, hinzu kamen neue Räume für den EDV-Beauftragten, die Teamleiter, die Technik und Sozialräume.
Quelle: Westerwälder Zeitung vom 27.02.2008, Seite 11.